Naturdenkmal Feuchtgebiet Turm (Grünenberg/Gingen) im Sommer 2007

 

Das Feuchtgebiet Turm auf der Gemarkung Gingen, ist ein 0,4 ha großes, künstlich geschaffenes Feuchtgebiet mit einem Teich und mehreren Tümpeln. Es wird vom BNAN (Bund Naturschutz Alb-Neckar e. V.) Bezirksgruppe Geislingen betreut.

 

 

 

 

Das Gebiet ist ein wertvoller Lebensraum für Pflanzen (Seggen, Schilf), Amphibien (Gelbbauchunke, Laub-, Gras- und Wasserfrosch, Teich- Kamm- und Bergmolch), Spinnen und Insekten.

Während einer Begehung am 19.08.07 kam es zu u. a. Beobachtungen.

 

 

Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum)

 

 

 

Die Blutrote Heidelibelle (Sympetrum sanguineum) ist eine Libellenart aus der Familie der Segellibellen (Libellulidae). Diese sind eine Familie der Großlibellen (Anisoptera). Es handelt sich dabei um eine mittelgroße Libelle mit einer Flügelspannweite von maximal sechs Zentimetern. Der Kopf, der Brustabschnitt (Thorax) und der Hinterleib (Abdomen) sind beim Männchen auffallend rot, beim Weibchen eher bräunlich-gelbrot mit schwarzer Zeichnung gefärbt, wobei gerade bei dieser Art aber auch rotgefärbte Weibchen nicht selten sind. Die Beine sind schwarz und besitzen oberseits keine gelbe oder rötliche Färbung wie bei den ansonsten sehr ähnlichen Arten Große Heidelibelle (Sympetrum striolatum) und Gemeine Heidelibelle (Sympetrum vulgatum). Blutroten Heidelibelle sind in den Monaten Juli bis November an kleinen Stillgewässern aller Art anzutreffen. Die Paarung und die Eiablage finden im Flug statt, wobei die Tiere in Tandemstellung über das Wasser in Ufernähe zwischen Wasserpflanzen oder über feuchtem Boden fliegen. Die Weibchen streifen ihre Eier durch wippende Bewegungen des Hinterleibs an der Wasseroberfläche ab. Das Männchen trennt sich relativ bald vom Weibchen und überwacht die weitere Eiablage im Rüttelflug, wobei es andere Männchen, die sich nähern, verjagt. Häufig verliert es dabei allerdings das Weibchen aus den Augen, Die Larven schlüpfen im Jahr nach der Eiablage. Sie bevorzugen den Bereich auf dem Gewässergrund oder zwischen Wasserpflanzen und sind häufig mit Bodensubstrat behaftet. Ihre aquatile Entwicklung dauert ein Jahr; danach folgt die Metamorphose zur adulten Libelle

 

 

 

 

 

 

Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) Jungtier

 

 

Der Europäische Laubfrosch (Hyla arborea) ist ein Froschlurch, der zur Familie der Laubfrösche i.w.S. (Hylidae) und zur Gattung der Laubfrösche (Hyla) gehört. Er ist der einzige mitteleuropäische Vertreter einer nahezu weltweit verbreiteten Tierfamilie, die mit über 800 Arten zu den formenreichsten innerhalb der Amphibien zählt. Die Kopf-Rumpf-Länge des Europäischen Laubfrosches beträgt 3 bis 4,5, bei Weibchen auch bis 5 Zentimeter. Das Körpergewicht beim Männchen kann von 3,5 bis 7 Gramm variieren, beim weiblichen Frosch je nach Jahreszeit zwischen 6 und 9 Gramm. Der Kopf ist breiter als lang; die Kopfseiten fallen steil ab, die Schnauze ist entsprechend stumpfwinklig  Die Hautoberfläche ist glatt und kann – insbesondere beim Sonnenbaden – auffällig glänzen. Laubfrösche können in rascher Abfolge ein recht verschiedenfarbiges Aussehen annehmen. Die Variationsbreite reicht von hellgrau über gelblich bis dunkelgrün. Laubfrösche verfügen über ein hervorragendes Haft- und Klettervermögen. Zwar sind viele Amphibienarten in der Lage, an glatten Flächen, selbst an Glasscheiben, ein Stück emporzuklettern. Sie heften sich dabei mittels Adhäsionskräften der feuchten Bauchhaut sowie der Gliedmaßen-Unterseiten an der jeweiligen Oberfläche an. Als Anpassung an die kletternde Lebensweise besitzen Laubfrösche aber zusätzlich an den Finger- und Zehenspitzen rundliche Haftballen, die man mit bloßem Auge gut sehen kann. Mit Beginn warmer April-, Mai- und Juninächte (ca. > 12-14 °C) sind an den Laichgewässern die lauten Balzrufchöre der Männchen zu hören. Die Konzerte setzen meistens mit dem Sonnenuntergang ein und dauern normalerweise bis nach Mitternacht an. Das charakteristische „äpp ... äpp ... äpp...äpp“ wird rhythmisch vier- bis sechsmal pro Sekunde wiederholt. Außer den Balzrufen in Spätfrühlingsnächten sind im Spätsommer und im Herbst – bis zum Beginn der Winterruhe etwa Mitte/Ende Oktober – sogenannte Herbstrufe zu hören. Die Eiablage findet bevorzugt im April und Mai statt; früheste Beobachtungen von Laich stammen von Ende März. Die oft amorph geformten Laichballen, die nach dem Aufquellen nur etwa die Größe eines Pflaumen- bis Pfirsichkerns haben, werden an flachen Stellen mit Wasserpflanzenvegetation bevorzugt an untergetauchte Halme geklebt. Nach dem Schlupf ernähren sich die Larven durch den im Körper deponierten Dottervorrat. Sobald die Kaulquappen frei schwimmen, beginnen sie mit der aktiven Nahrungssuche. Im Allgemeinen fressen sie unselektiv organisches Material, das ihnen vor die Raspelzähnchen und Hornkiefer kommt. Überwiegend sind dies mikroskopisch kleine Algen (Grünalgen, Diatomeen) sowie Einzeller und Detritus aus ihrer direkten Umgebung. Heranwachsende wie adulte Laubfrösche begeben sich normalerweise mit Einbruch der Dämmerung auf Nahrungssuche. Beutetiere finden sich überwiegend am Boden oder in dessen Nähe – es werden aber auch Flug- und Laufinsekten auf den erhöhten Tagessitzwarten nicht verschmäht. Je nach saisonaler Aktivität beanspruchen Laubfrösche sehr unterschiedliche  Teillebensräume. Fischfreie, besonnte Kleingewässer, vegetationsreiche, amphibische Flach- und Wechselwasserzonen,  extensiv bewirtschafte Feucht- und Nasswiesen als Nahrungslebensraum für heranwachsende und erwachsene Exemplare, Gehölzstreifen, Röhrichte und gewässerbegleitende Hochstaudenfluren als Sitz- und Rufwarten außerhalb der Paarungszeit sowie als Biotopverbundstrukturen  Auwälder, Feldgehölze, durchsonnte, feuchte Niederwälder, Landschilfbestände auf grundwassernahen Standorte

 

 

Kleiner Feuerfalter (Lycaena phlaeas)

 

 

 

 

Der Kleine Feuerfalter (Lycaena phlaeas) ist ein Schmetterling (Tagfalter) aus der Familie der Bläulinge (Lycaenidae). Die Falter erreichen eine Flügelspannweite von 22 bis 27 Millimetern. Im Gegensatz zu den meisten anderen Bläulingen sind beide Geschlechter gleich gefärbt. Ihre Vorderflügeloberseiten sind orangerot gefärbt und haben einen breiten, dunkelbraunen Außenrand (Saumbinde). Nahe diesem Rand sind mehrere dunkle Würfelflecken erkennbar. Die Hinterflügel sind dunkelbraun gefärbt und haben eine orangefarbene Binde knapp am Außenrand. Der Rand selber ist gewellt braun gefärbt und, gleich den Vorderflügeln, hell gefranst. Die Unterseite der Vorderflügel ist ähnlich wie die Oberseite gefärbt, an die Stelle des Brauns tritt jedoch ein Graubraun und ihre Färbung ist matter. Die Unterseite der Hinterflügel ist braungrau, hat kleine, schwarze Punkte und nahe dem Außenrand eine feine, orange gepunktete Binde. Die Raupen werden ca. 15 Millimeter lang. Sie sind meist grün gefärbt, manchmal aber auch rötlich mit einer roten Rückenlinie und ähnlich gefärbten Substigmatallinien. Diese können aber auch fehlen. Der Raupenkopf ist bräunlichgrün und in den Körper zurückgezogen. Der Kleine Feuerfalter ist ein häufig anzutreffender r-Stratege, der in weiten Teilen der Nordhalbkugel vorkommt. Man findet ihn vom Nordosten Nordamerikas über ganz Europa und Nordafrika bis in die gemäßigten Breiten Asiens und Japans. Er lebt in den verschiedensten Lebensräumen, vor allem aber in locker bewachsenen und offenen Gegenden, wie z. B. in Sandgruben, an Wegrändern, auf Brachen und in sandigen Gebieten. In kalkigen Gegenden sind sie eher selten. Die Falter saugen u. a. an Blüten der Berg-Aster (Aster amellus), Roß-Minze (Mentha longifolia) und Tauben-Skabiose (Scabiosa columbaria). Das Männchen verteidigt sein Territorium gegen andere Männchen und verjagt auch deutlich größere Falter wie zum Beispiel das Tagpfauenauge (Nymphalis io). Die Falter fliegen in drei bis vier, nicht gut trennbaren Generationen je nach Region von Februar bzw. April bis Ende Oktober. In Nordeuropa fliegen sie in zwei Generationen von Mai bis Anfang Oktober. Auf den Kanaren fliegen sie sogar ganzjährig in vielen Generationen. Die vierte Generation wird in Mitteleuropa meist durch früh eintretenden Frost getötet, ohne dass sie sich fortgepflanzt hat. Die Raupen ernähren sich von Ampfer (Rumex spec.), in Mitteleuropa hauptsächlich vom Kleinen Sauerampfer (Rumex acetosella), aber auch vom Wiesen-Sauerampfer (Rumex acetosa). Selten findet man sie auf dem Stumpfblättrigen Ampfer (Rumex obtusifolius). In heißen Gebieten, in denen die Ampferpflanzen fehlen, weichen sie auf Vogelknöteriche (Polygonum spec.) aus. In Baden-Württemberg scheint Schlangen-Knöterich (Bistorta officinalis) die einzige bekannte Futterpflanze zu sein. Die Weibchen legen ihre sehr kleinen Eier auf den Blattunterseiten der Futterpflanzen ab. Die daraus schlüpfenden Raupen fressen an der Blattunterseite. Die Überwinterung der letzten Generation erfolgt als junge Raupe, seltener als ältere. Sie verpuppen sich erst im Frühjahr. Die Verpuppung erfolgt am Boden zwischen versponnenen Blättern der Futterpflanzen in einer hellbraunen, schwarz gepunkteten Puppe. Die Falter schlüpfen nach etwa vier Wochen

 

 

Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella)

 

 

Die Hufeisen-Azurjungfer (Coenagrion puella) ist eine Libellenart aus der Familie der Schlanklibellen (Coenagrionidae). Es handelt sich bei der Hufeisen-Azurjungfer um eine kleine Libelle mit einer Flügelspannweite von maximal fünf Zentimetern. Die Hufeisen-Azurjungfer erreicht Körperlängen von 35 bis 40 Millimetern und ist in der Regel sehr schlank, fast nadelförmig gebaut. Den Namen hat die Hufeisen-Azurjungfer dem hufeisenförmigen schwarzen Mal, das auf dem zweiten Hinterleibssegment des Männchens zu finden ist, zu verdanken. Die Larven schlüpfen zwischen Mai und August und haben eine Lebenserwartung von bis zu vier Wochen. Wie die meisten anderen Libellen ernährt sich auch die Hufeisen-Azurjungfer von Insekten, die sie meist im Flug fängt. Bei der Paarung packen die Männchen die Weibchen mit ihren Hinterleibszangen (Cerci) unterhalb des Kopfes. Um die Befruchtung durchzuführen bilden die beiden Libellen das sogenannte Paarungsrad. Dabei nimmt das Weibchen die Samen aus der Samentasche des Männchens. Auch die Eiablage erfolgt paarweise im Tandem. Bei dieser sitzt das Weibchen waagerecht und das Männchen ragt empor. Das Weibchen sticht die Eier mit ihrem Ovipositor in die Wasserpflanzen ein. Durch diese gemeinsame Eiablage verhindert das Männchen die Befruchtung des Weibchens durch Konkurrenten. Die abgelegten Eier benötigen zwischen zwei und fünf Wochen, um zur Larve zu werden.  Die Larven finden sich meist in stehenden, manchmal in fließenden Gewässern. Die Larvalzeit dauert etwa ein Jahr, wobei die Überwinterung als Larve stattfindet.

 

Text: Michael Nowak und

Foto
s: Michael Nowak
 

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